Besorgniserregende Situation in Tierheimen: Diese Einrichtungen nehmen vorübergehend keine Tiere mehr auf

von | Nov 2, 2023 | News

Die Tierheime in Deutschland sind überfüllt und stehen vor einer beispiellosen Herausforderung. Einige Einrichtungen können derzeit keine neuen Schützlinge aufnehmen. Diese Situation erstreckt sich über ganz Deutschland, und die Tierheime schlagen Alarm.

Ein Vorfall ereignete sich in der Süderstraße in Hamburg, als das örtliche Tierheim Anfang August für Aufsehen sorgte. Aufgrund der erschöpften Kapazitäten verhängte es einen vorübergehenden Aufnahmestopp für Hunde und Katzen. Zu diesem Zeitpunkt lebten 160 Hunde und 215 Katzen in der Einrichtung. Die leitende Tierärztin Urte Inkmann appellierte an Tierhalter, die ihre Haustiere während des Urlaubs nicht betreuen können, diese nicht auf die Straße zu setzen, sondern stattdessen im Freundes- und Bekanntenkreis nach Hilfe zu suchen. Das Tierheim empfahl, sich bei der Polizei zu melden, wenn man heimatlose Tiere findet.

Eine gute Woche später gab es Entwarnung: Der strikte Aufnahmestopp wurde aufgehoben, da einige Tiere mittlerweile vermittelt werden konnten. Dennoch besteht die Möglichkeit eines erneuten Aufnahmestopps.

Die Situation in dem Hamburger Tierheim ist kein Einzelfall. In den letzten Wochen haben zahlreiche Tierheime in Deutschland ähnliche Alarmglocken geläutet. Sie stehen kurz vor der Überlastung, führen Wartelisten für Tiere in Not oder stoppen vorübergehend die Aufnahme von Haustieren, zumindest für bestimmte Tierarten.

Tierheime haben in diesem Jahr mit einer beispiellosen Krise zu kämpfen.

Obwohl es für Tierheime nie einfach war, ist die aktuelle Lage extrem schwierig, vor allem aufgrund der Auswirkungen des Corona-Haustierbooms. Viele Haustiere, insbesondere Hunde und Katzen, die während der Pandemie angeschafft wurden, landeten in den Tierheimen.

Katzen waren laut Daten des Industrieverbands Heimtierbedarf die am stärksten nachgefragten Haustiere in der Pandemie. Ihre Anzahl in Deutschland stieg im Jahr 2021 um rund eine Million auf etwa 16,7 Millionen Tiere, verglichen mit etwa 15,2 Millionen zuvor.

Auch die Anzahl der neu angeschafften Hunde erhöhte sich während der Lockdown- und Home-Office-Zeiten um 600.000. Hunde wurden für viele Menschen zu Trost und Begleitern bei Spaziergängen. Aktuell leben in deutschen Haushalten etwa 10,6 Millionen Hunde, etwa 300.000 weniger als im Pandemie-Jahr 2021.

Auf den ersten Blick mögen Hunde in Bezug auf die reinen Zahlen weniger problematisch erscheinen, jedoch sind sie für Tierheime oft eine große Herausforderung. Viele dieser Hunde sind schlecht erzogen oder aggressiv, da unerfahrene Halter überfordert waren. Einige stammen aus zweifelhaften Quellen.

Bereits im April 2022 ergab eine Yougov-Umfrage im Auftrag des Tierschutzbunds, dass mehr als ein Fünftel der neuen Tierhalter die Entscheidung, ein Haustier anzuschaffen, schnell bereut hatte.

Nach Recherchen sind Tierheime in ganz Deutschland an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Einige Einrichtungen verschweigen dies aus Sorge, dass Menschen ihre Tiere einfach aussetzen könnten. Andere machen ihre Probleme öffentlich und verhängen vorübergehende Aufnahmestopps, in der Hoffnung, die Situation durch öffentlichen Druck zu verbessern.

Der Deutsche Tierschutzbund hat eine Liste von Tierheimen vorgelegt, die sich in einer schwierigen Lage sehen. Diese Aufzählung ist nicht abschließend, und es gibt noch viele weitere Tierheime in ähnlichen Situationen. Hier sind einige Beispiele in alphabetischer Reihenfolge:

  • Tierheim Barsinghausen hat kürzlich bekannt gegeben, dass es kurz vor einem Aufnahmestopp steht.
  • Die Hundehäuser im Tierheim Berlin sind überfüllt.
  • Das Tierheim Buxtehude hat im Juli einen Aufnahmestopp verhängt.
  • Das Tierheim Bonn sieht sich am Limit und meldete dies kürzlich in einem Radiosender.
  • Im Kreistierheim in Donaueschingen ist die Kapazitätsgrenze bei Katzen erreicht, wie es im Juli hieß.
  • Das Tierheim Duisburg erreicht im Katzenbereich die Kapazitätsgrenze.
  • Das Tierheim Ettlingen gab bekannt, dass es in der Urlaubszeit an seine Grenzen stößt und viele Fundkatzen hat.
  • Im Tierheim Geesthacht müssen die Annahme bestimmter Tiere verweigern, da die Zahl der Fundtiere teilweise vervierfacht ist.
  • Das Tierheim Gelnhausen wird von Tieren „überrollt“ und kann sie teilweise nicht mehr aufnehmen.
  • Die Kapazitäten des Tierheims Hamm sind ausgeschöpft, und es wurden deutlich mehr Tiere gebracht als üblich.
  • Das Tierheim Hannover verhängte im Juli einen Aufnahmestopp.
  • Im Tierheim Heidenheim finden akut schutzbedürftige Hunde keinen Platz mehr, da alle Plätze von schwer vermittelbaren Hunden belegt sind.
  • Im Tierheim Henstedt-Ulzburg können keine neuen Hunde, Katzen und Kaninchen aufgenommen werden, da es überfüllt ist, wie es im Juli hieß.
  • Das Tierheim Uhlenkrog in Kiel nimmt laut einer Information vom Juli keine Katzen und Hunde mehr auf.
  • Im Tierheim Leipzig in Breitenfeld sind alle Räume und Gehege überfüllt, wie es jüngst hieß.
  • Im Tierheim Linxbachhof ist der Zulauf an Tieren, einschließlich misshandelter und kranker Tiere, so hoch wie nie zuvor, wie die Betreiber im Juli mitteilten.
  • Das Tierheim Lüneburg verhängte im Juli einen Aufnahmestopp.
  • Das Tierheim Melle berichtete im Juli in der Presse, dass es mehr Anfragen für Abgabehunde, -Katzen und -Kaninchen gibt, als es bewältigen kann.
  • Das Tierheim der Tierfreunde Münster ist bei den Katzen überfüllt, wie es im Juli hieß.
  • Das Tierheim Nürnberg hat bereits seit Monaten einen Aufnahmestopp, da es in allen Bereichen komplett ausgelastet ist. Privatpersonen können seit Monaten keine Tiere mehr abgeben.
  • Der Tierschutzverein Prignitz verhängte Ende Juni einen Aufnahmestopp für seine Auffangstation in Perleberg.
  • Das Tierheim Remscheid gab im Juli bekannt, dass es aktuell keine neuen Katzen aufnehmen kann, da viele abgegeben werden.
  • Das Tierheim Salzgitter teilte im Juli mit, dass keine Tiere mehr abgegeben werden können.
  • Das Tierheim Solingen kann keine neuen Katzen aufnehmen, da viele abgegeben werden, wie es im Juli hieß.
  • Das Tierheim Straubing verhängte jüngst einen Aufnahmestopp.
  • Das Tierheim Troisdorf sieht sich am Limit, wie Radio Bonn/Rhein-Sieg berichtete.

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